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Women’s Health Gap schließen: Zukunfts­potenzial für Unternehmen

Zeichnung: zwei Frauen geben sich ein Highfive
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Die neue Studie des World Economic Forum und McKinsey Health Institute (2024) zeigt klar: Der Gender Health Gap – die Lücke zwischen der Gesundheitsversorgung von Frauen und Männern – ist nicht nur ein medizinisches, sondern auch ein wirtschaftliches Problem.

Frauen leben zwar länger als Männer, verbringen aber rund 25% mehr Lebenszeit in schlechter Gesundheit. Im Schnitt sind das rund neun Jahre Lebenszeit, die von wiederkehrenden Erkrankungen, chronischen Beschwerden und eingeschränkter Leistungsfähigkeit geprägt sind.

Allein dadurch gehen weltweit jedes Jahr 75 Millionen gesunde Lebensjahre verloren – das entspricht sieben Tagen pro Frau und Jahr. Wird diese Lücke geschlossen, könnten bis 2040 3,9 Milliarden Frauen gesünder leben. Zusätzlich könnten 137 Millionen Frauen bis 2040 Vollzeit-Anstellungen aufnehmen. Das würde viele Frauen aus der Armut holen und die Weltwirtschaft um mindestens 1 Billion US-Dollar jährlich stärken.


Vier Ursachen für den Gender Health Gap – und ihre Bedeutung für Unternehmen

Die Studie benennt vier Hauptursachen:

  1. Forschungslücken
    Die medizinische Forschung orientiert sich überwiegend am männlichen Körper. Medikamente oder Therapien wirken bei Frauen häufig schlechter – 64% der untersuchten geschlechterdifferenzierten Interventionen benachteiligten Frauen.
    Für Arbeitgeber*innen bedeutet das: Mitarbeiter*innen mit Erkrankungen wie Migräne, Endometriose oder Herz-Kreislauf-Leiden erhalten oft weniger wirksame Therapien, was ihre Arbeitsfähigkeit einschränken kann.
  2. Datenlücken
    Krankheiten wie Endometriose sind massiv untererfasst. Endometriose betrifft etwa 10% aller Frauen im gebärfähigen Alter, wird aber in globalen Daten oft nur mit 1–2% erfasst.
    Für Arbeitgeber*innen bedeutet das: Beschwerden werden zu spät erkannt, Diagnosewege sind lang – mit Folgen für das Wohlbefinden und die kontinuierliche Arbeitskraft von Mitarbeiter*innen.
  3. Versorgungsdefizite
    Eine dänische Langzeitstudie zeigt: Frauen warten im Schnitt 2,5 Jahre länger auf eine Krebsdiagnose und 4,5 Jahre länger auf eine Diabetesdiagnose als Männer. Auch Herzinfarkte werden bei Frauen siebenmal häufiger falsch diagnostiziert.
    Für Arbeitgeber*innen bedeutet das: Späte Diagnosen führen zu längeren Krankheitsverläufen und erhöhen die Belastung für Teams und Personalplanung.
  4. Fehlende Investitionen
    Nur ein Bruchteil der Forschungsgelder fließt in frauenspezifische Gesundheit. Beispielsweise gab es 2015 fünfmal mehr Studien zu erektiler Dysfunktion als zu PMS.
    Für Arbeitgeber*innen bedeutet das: Innovationen für frauenspezifische Themen kommen zu langsam voran, was Prävention und Behandlung erschwert.

Warum Unternehmen jetzt aktiv werden sollten

60% der zusätzlichen gesunden Lebensjahre, die sich durch das Schließen des Health Gaps gewinnen lassen, entfallen auf Frauen im erwerbsfähigen Alter.

Für Arbeitgeber*innen bedeutet das:

  • Produktivität sichern: Weniger krankheitsbedingte Einschränkungen – etwa durch besseres Management von PMS oder Migräne – stärken Leistung und Engagement im Arbeitsalltag. Allein die bessere Behandlung von PMS könnte die Weltwirtschaft jährlich um 115 Milliarden US-Dollar stärken.
  • Attraktivität als Arbeitgeber*in erhöhen: Wer die spezifischen Gesundheitsbedürfnisse von Mitarbeiter*innen ernst nimmt und unterstützt, zeigt Wertschätzung und übernimmt gesellschaftliche Verantwortung – ein klarer Vorteil bei der Gewinnung und Bindung von Talenten.
  • Kosten langfristig senken: Frühe Prävention und angepasste Unterstützung senken mittel- und langfristig Ausgaben für Krankheitsausfälle und verringern Produktivitätsverluste durch Präsentismus.

Was Unternehmen konkret tun können

Die Studie empfiehlt einen ökosystemischen Ansatz, bei dem Politik, Forschung – und Unternehmen – gemeinsam Verantwortung übernehmen. FEMNA work unterstützt Arbeitgeber*innen dabei mit passgenauen Angeboten für das Betriebliche Gesundheitsmanagement:

  • Wissen & Sensibilisierung fördern
    • Workshops & Seminare (online und vor Ort)
    • Lunch & Learn Sessions
    • Masterclasses, die zeitlich und örtlich flexibel nutzbar sind
    • E-Mail-Reihen mit verständlich aufbereitetem Wissen rund um hormonelle Gesundheit
    • Weitere Formate nach Bedarf – individuell auf Ihr Unternehmen zugeschnitten
  • Rahmenbedingungen schaffen
    • Menstruations- und menopausenfreundliche Arbeitsumfelder, z. B. durch flexible Arbeitszeiten, Rückzugsräume und Zugang zu Hygieneartikeln
    • Integration von Präventionsmaßnahmen 

Fazit: Handeln ist jetzt gefragt

Die Studie zeigt klar: Ein großer Teil der gesundheitlichen Belastungen, die Frauen im erwerbsfähigen Alter treffen, ließe sich durch frühzeitige Prävention, bessere Diagnostik und passgenaue Versorgung deutlich verringern. Wer als Arbeitgeber*in heute auf frauenspezifische Gesundheit setzt, schafft nicht nur faire Bedingungen, sondern sichert sich langfristig eine gesunde, engagierte Belegschaft. Frauengesundheit ist damit ein strategischer Hebel für Wettbewerbsfähigkeit und nachhaltigen Unternehmenserfolg.

Quellen: https://www.mckinsey.com/mhi/our-insights/closing-the-womens-health-gap-a-1-trillion-dollar-opportunity-to-improve-lives-and-economies